Rechte Gewalt im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft

Die jüngsten rechtsradikalen Übergriffe im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft und die Vorstellung des Verfassungsberichtes haben zu einer breiten Debatte um rechtsextreme Gewalt geführt. Der Verfassungsschutzbericht 2005 verzeichnet einen Anstieg der rechtsextremistischen Straftaten  um 27 Prozent und einen Anstieg der Gewalttaten mit rechtsradikalem Hintergrund um 23 Prozent – das ist rund ein Viertel mehr als 2004. Auch die Zahl der Neonazis und gewaltbereiten Rechtsext remisten ist weiter gestiegen. Zuletzt hatte es eine Serie von brutalen Übergriffen mit fremdenfeindlicher Motivation gegeben. In Weimar, Wismar und Berlin waren in den vergangenen Wochen mehrere Migranten angegriffen und zum Teil schwer verletzt worden. Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) warnte bei der Vorstellung des Berichts, man dürfe nicht zulassen, dass extremistische Organisationen die WM ausnutzen, um „verabscheuungswürdiges Gedankengut“ zu verbreiten. Die Beauftragte
der Bundesregierung für Migration, Integration und Flüchtlinge, Maria Böhmer, begrüßte die Debatte um rechtsextreme Gewalt: „Die Auseinandersetzung mit diesem Thema darf nicht mit der Weltmeisterschaft enden, sondern ist nachhaltig fortzuführen.“ Ausländer müssten an jedem Ort sicher und ohne Gefährdung leben und sich aufhalten können. No-Go-Areas dürfe es nicht geben, betonte Böhmer. Der Diversity-Experte Michael Stuber fordert eine breitere gesellschaftliche Diskussion über ausgrenzende Werte und Verhaltensweisen: „Fremdenfeindlichkeit stellt ein gesellschaftlich verankertes und oft unbewusstes Alltagsphänomen unserer ‚Leitkultur’ dar.“ Ausgrenzendes
Gedankengut sei nicht nur bei gesellschaftlichen Randgruppen zu erkennen, sondern finde sich auch in breiten Gesellschaftskreisen und in der Wirtschaft wieder, betont Stuber. „Fremdenfeindlichkeit darf nicht marginalisiert werden, indem der Blick auf einzelne Gruppen gerichtet wird. Wir brauchen eine breite Diskussion und eine aufgeschlossene Leitkultur, wenn wir als Standort international wettbewerbsfähig bleiben wollen.“