Kleinkariertes Krächzen nach der Miniatur-Moschee

Mit peinlichen Einschätzungen zu den Ausmaßen der in Köln geplanten Großmoschee macht sich die CDU-Ratsfraktion lächerlich – und offenbart ein geradezu groteskes Verständnis vom interkulturellen Dialog. Deutschland ist gut organisiert. In der Bundesrepublik ist fast alles geregelt, man denke nur an die Seilbahnverordnung in Schleswig-Holstein – einem Land, das mangels Gebirgen auf absehbare Zeit keinen Bedarf an Seilbahnen hat. In Köln stritten sich Politiker monatelang über eine Frage, die noch nicht staatlich geregelt ist: In welchem Großenverhältnis dürfen Gotteshäuser anderer Glaubensrichtungen zu “herkömmlichen” Kirchen, Kathedralen und Klostern errichtet werden? Der Bauplan der Kölner Großmoschee – 55 Meter hoch sollen die Minarette sein – ist einigen konservativen Politikern drei Nummern zu groß. Sie zücken den imaginären Zollstock und befinden – wie der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion Karl Jürgen Klipper – dass die Höhen des Gebäudes nicht „maßstabsgerecht“ seien. Die Begründung für diese architektonische Einschätzung: Die Dimensionen würden als „Machtdemonstration“ empfunden. Es ist ein Schlag ins Gesicht aller 120.000 türkischstämmigen KölnerInnen, was ihre Volksvertreter da palavern. Die Einschätzung Klippers, die Moschee sei nicht “maßstabsgetreu”, offenbart ein geradezu beängstigendes Verständnis vom Dialog zwischen den Religionen. Was ist eine maßstabsgetreue Moschee? Ein Beispiel: In Köln gehören etwa 420.000 Menschen der katholischen Kirche an. Etwa 120.000 BürgerInnen sind muslimischen Glaubens – Katholiken und Muslime stehen also im Verhältnis von 3,5 zu 1. Demnach müsste eine Moschee maßstabsgetreu sein, wenn sie dreieinhalbmal kleiner ist als das Wahrzeichen des katholischen Glaubens im Rheinland, der Kölner Dom. Dann müssten sich die 120.000 muslimischen Kölner mächtig aneinander kuscheln, um Platz in dieser Miniaturmoschee zu bekommen. Glücklicherweise hat die türkische Gemeinde in Köln mit dem CDU-Oberbürgermeister Fritz Schramma einen wichtigen Fürsprecher, der nicht im Verdacht steht, das christliche Abendland an islamische Fanatiker ausliefern zu wollen. Schramma, argumentiert ganz richtig gegen die Unkenrufe aus seiner eigenen Partei, dass “Muslime nicht in Hinterhöfen und alten Fabrikhallen beten” sollten. Der Kölner Oberbürgermeister hat nun mit den Stimmen von SPD, FDP, Grünen und der Linksfraktion den Bau auf den Weg gebracht. Seine Parteifreunden hätten für ihre unverfrorenen Einschätzungen allenfalls einen Trostpreis verdient. Wie wäre es mit einem Modell des Kölner Doms im Maßstab von 1 zu 300? Den gibt es für ein paar Euro in jedem gut sortierten Bastelladen.