Die New Yorker Philharmoniker und das deutsche Antidiskriminierungsgesetz
Es ist still geworden um das Antidiskriminierungsgesetz (ADG): Im letzten Jahr ging ein Seufzer der Erleichterung durch die Wirtschaftsteile der großen deutschen Tageszeitungen. Die vorgezogenen Bundestagswahlen und das taktische Verhalten des Bundesrates bewirkten, dass das Gesetz in der letzten Legislaturperiode nicht mehr verabschiedet wurde. Die Belastungen, die offensichtlich von diesem Gesetz für die Personalarbeit der deutschen Unternehmen ausgehen, schienen gebannt. Das ADG wurde als rot-grünes Projekt angesehen und folglich findet sich im Koalitionsvertrag der schwarz-roten Koalition auch nur ein einziger Satz dazu: Die EU-Gleichbehandlungsrichtlinien werden in deutsches Recht umgesetzt.
Szenenwechsel: Im November letzten Jahres hatte ich die Gelegenheit, die New Yorker Philharmoniker unter ihrem Dirigenten Lorin Maazel zu hören. Beeindruckend und unvergesslich und fast alles ist darüber geschrieben. Fast – mir ist aber noch etwas Besonderes aufgefallen: die Vielfalt, die Diversität der Musikerinnen und Musiker. Ein 75jähriger Dirigent, Orchestermitglieder aus vielen Länder, mit unterschiedlichen Hautfarben, sehr viele Frauen, Alte und Junge, Große und Kleine und Dünne und Runde. Kann es ein schöneres Bild für Vielfalt geben? Und das Ergebnis ist Hochleistung, Leidenschaft und musikalische Perfektion. Während des Konzerts fiel mir die Debatte um das ADG ein. Vielleicht ist die in der Öffentlichkeit so negativ, weil wir kein Bild für Vielfalt haben, keine Vision von Diversität. Und auch das Gesetz heißt ja Anti-Diskiminierung und es geht um Verbote. Ein Besuch der N. Y. Philharmonic könnte vielleicht auch manchem Politiker die Augen öffnen: für sichtbare Vielfalt, pro Diversity.
Der Text wurde von Elisabeth Vogelheim verfasst.
Elisabeth Vogelheim
Leiterin Frauenförderung
Volkswagen AG
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