Der Handy-Gott: Religiöse Bezüge in der Werbung

Manch aufmerksamer Fernsehzuschauer wird es im vergangenen Jahr um Weihnachten bemerkt ha-ben: das grün leuchtende Kreuz des Telekommunikationsanbieters “e-plus” auf dem Dach einer Kirche. Gotteslästerung oder ein pfiffiger Seitenhieb auf das Verhältnis gewisser Vieltelefonierer zu ihrem tragbaren Telefon? Für Diskussionen dürfte der Werbespot in jedem Fall gesorgt haben.Immer wieder bedienen sich Werbekampagnen religiöser Symbole oder Begriffe – meist nicht so of-fensichtlich wie der Handytarifeanbieter “e-plus”. Jung und alt kennt die lustigen Gorillas, die im Auftrag eines japanischen Autofabrikanten den Satz “Nichts ist unmöglich” trällern. Dass dieser Werbespruch nicht in der Marketingabteilung von Toyota erfunden wurde, sondern bereits lange davor in der Bibel festgeschrieben wurde (Matthäus 17, 20 sowie Lukas 1, 37), ist weithin unbe-kannt. Ähnlich sah es aus, als Mercedes seine Luxuskarossen mit dem Slogan “Ihr guter Stern auf al-len Straßen” bekannt machte. Der Stern von Bethlehem oder doch der Stern von Sindelfingen? DaimlerChrysler spielt hier mit religiösen Symbolen. Und auch, wenn das Deutsche Rote Kreuz mit dem emotionalen Bekenntnis “Mein Blut für dich” wirbt, musste die Bibel als Vorlage herhalten (Matthäus 26, 28).
Aber warum bedient sich die Werbung immer wieder religiöser Symbole und nimmt damit in Kauf, die Empfindungen der Gläubigen zu verletzten? “Werbung muss Aufmerksamkeit erregen. Dazu eignet sich das Exotische, Außergewöhnliche, Auffallende besonders gut. Religiöse Kleidungsstücke sind solche außergewöhnlichen, auffallenden Bildelemente”, sagt Manfred Pirner, Professor für E-vangelische Theologie an der PH Ludwigsburg. Außerdem, so Pirner, behielten religiöse Symbole auch in der Werbung häufig eine gewisse Eigenständigkeit. Es werde nicht nur für ein Produkt ge-worben, sondern zugleich auch für religiöse oder humane Werte, die überall bekannt seien. Es bleibt jedoch fraglich, ob sich die jeweiligen Marketing-Manager ausreichend bewusst sind, wie die jeweili-ge Botschaft von Angehörigen anderer Religionen aufgefasst wird.