“Gender Gap Index” zeigt: Chancengleichheit der Geschlechter nicht gegeben

Chancengleichheit von Frauen und Männern in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung ist ein erklärtes Ziel
zahlreicher Organisationen. Um dieses zu verwirklichen gibt es unterschiedliche Aktivitäten und Programme.
Unternehmen in Deutschland tendieren zunehmend dazu, den Management-Ansatz “Diversity” zu implementieren, um Chancengleichheit für Frauen und Männer zu schaffen sowie die Merkmale Alter, Behinderung, ethnisch-kultuelle
Prägung, Religion und sexuelle Orientierung menschlicher Unterschiedlichkeit zu berücksichtigen. Doch wie ist es um die Chancengleichheit von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft tatsächlich bestellt?
Das Weltwirtschaftforum stellte erstmals den “Gender Gap Index” vor, der die Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern misst. Dazu wurden in 58 Ländern 5 Bereiche analysiert: Teilnahme am Arbeitsleben, wirtschaftliche
Chancen, politische Teilhabe, Bildungsniveau, Gesundheit und Wohlbefinden. Die Studie zeigt, dass der Geschlechterunterschied in Skandinavien am geringsten ist, wobei Schweden Platz 1 der Rangliste einnimmt, gefolgt
von Norwegen, Island, Dänemark und Finnland. Die Europäische Union hat beim Ranking insgesamt ganz gut
abgeschnitten. So erreichte Großbritannien Platz 8 und Deutschland Platz 9. Unterschiede zeigen sich, wenn die 5
Bereiche der Studie genauer betrachtet werden. Großbritannien hat einen guten Score (5) im Bereich der politischen
Teilhabe sowie beim Bildungsniveau (4), während Deutschland bei der politischen Teilhabe (6) und im Bereich
Gesundheit und Wohlbefinden (10) am Besten abschneidet. Einige der neuen Mitgliedstaaten der EU schnitten
ebenfalls relativ gut ab: Lettland (Rang 11), Litauen (Rang 12) und Estland (Rang 15) weit voraus vor Belgien (Rang
20), Portugal (Rang 23) und Spanien (Rang 27). Unter den EU-Staaten schnitten Italien (Rang 45) und Griechenland
(Rang 50) am schlechtesten ab. Insgesamt ist festzustellen, dass es noch keine Chancengleichheit von Frauen und Männern gibt. Das dies auch Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes hat, unterstreicht der Chefökonom des Weltwirtschaftsforums Augusto Lopez-Claros: ” … Länder, die eine Hälfte ihres Humankapitals nicht voll ausschöpfen, schwächen eindeutig ihre Wettbewerbskraft”. Untermauert wird diese Aussage dadurch, dass in den USA spezialisierte Ratingagenturen seit gut zehn Jahren Indizes (und Investmentfonds) erstellen, die einen Kriterienkatalog verwenden, der überwiegend Aspekte überprüft, die vom Diversity-Ansatz abgedeckt werden. Die Performance dieser Indizes und Fonds hat in den vergangenen Jahren den jeweiligen Benchmark geschlagen. Auch in Deutschland arbeiten Unternehmen daran, durch die Anerkennung der Vielfalt aller Stakeholder (Beschäftigte, Märkte, Zulieferer, Aktionäre, gesellschaftliches Umfeld), ihrer Wertschätzung und einer umfassenden Einbeziehung, den Erfolg des Unternehmens zu steigern. Neue Impulse gibt sicherlich Basel II, da hier u.a. Gender-Indikatoren das Rating beeinflussen.