Verstehen Sie Spaß?

Im Diskriminierungsgesetz steht es endlich schwarz auf weiß: Verhaltensweisen, die die Würde verletzen, sind eine Form der Belästigung. Da bleibt so manch’ passioniertem Witze-Erzählenden das Lachen im Halse stecken: Darf ich jetzt auf der Arbeit keine Zoten mehr zum Besten geben? Damit würde das Antidiskriminierungsgesetz gründlich missverstanden. Schließlich geht es nicht um den Abschied vom Spaß am Leben, sondern um die notwendige Schaffung eines von Wertschätzung und Toleranz geprägten Umfeldes. Da kann sich schnell Unsicherheit breit machen: Wo hört der Spaß auf? Die Annahme scheint verbreitet, dass Witzeleien über Schwule, Ausländer und andere “Randgruppen” – wie zum Beispiele Frauen – doch harmlos seien. Man wolle man doch nur ein bisschen Spaß haben… Werden Witze jedoch mit Klischees statt über Klischees gemacht, dann haben sie meist Ab- und Ausgrenzungscharakter und verfestigen so Stereotype und Vorurteile, statt zum Umdenken anzuregen. Minderheiten haben dabei oft Nichts zu Lachen. Dennoch wäre es übertrieben, künftig zum Lachen in den Keller zu gehen. Statt dessen sollte die in der Öffentlichkeit verbreitete Witz-(Un-)Kultur hinterfragt werden. Sind die Gefühle der Bewitzelten wirklich so lachhaft? Sind diffamierende und abwertenden Äußerungen – auch wenn sie als Witz verpackt sind – nicht wirklich eine beinharte Diskriminierung, vor allem, wenn Betroffene dies so empfinden? Schließlich hört der Spaß dort auf, wo für Andere der Ernst beginnt. Mein Vorschlag: Schauen wir uns doch einmal andere Länder an, die teilweise sogar für ihren Humor bekannt sind. Dort können die meisten Menschen herzhaft über sich selber und ihre eigene Kultur lachen. Da haben wir Deutschen wohl den Grundkurs noch vor uns …

Den Text verfasste Anna Roth