Siemens-Chef Löscher bekennt: Wir sind zu deutsch

Peter Löscher sorgte mit einem überraschenden Bekenntnis für Furore: Der Siemens-Chef findet sein Unternehmen zu deutsch. „In der Führungsetage sitzen nur weiße Männer“, sagte Löscher der „Financial Times Deutschland“. Unter den 600 Spitzenmanagern des Großkonzerns seien nur wenige Frauen und Ausländer zu finden. Die deutsche Wirtschaft müsse insgesamt internationaler werden. Sonst drohe die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu leiden, sagte Löscher weiter.
Für sein zweites Jahr an der Siemens-Spitze habe er sich vorgenommen, die „globale Vielfalt“ in der Führung des Weltkonzerns auszubauen, sagte Löscher weiter: „Wir sind zu eindimensional“. Eine größere Vielfalt in der Unternehmenskultur wolle er jedoch nicht durch Quoten erreichen, sagte der gebürtige Österreicher. „Aber ich würde gerne einen gemischteren Vorstand sehen. Ich hätte gerne, dass ein richtig guter Chinese das China-Geschäft führt und ein richtig guter Inder für Indien zuständig ist.“ Vielfalt in der Unternehmensführung sei zentral für Deutschlands Zukunft, sagte Löscher. Michael Stuber, Experte für Diversity, teilte diese Einschätzung des Siemens-Chefs in einem Interview gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: „In vielen Firmen muss ein fundamentales Umdenken stattfinden.“ Ein höherer Anteil von Frauen oder Ausländern sichere die Zukunftsfähigkeit und den Markterfolg der Betriebe. „Kulturelle Vielfalt und ein ausgewogener Geschlechtermix bringen den Unternehmen erhebliche Chancen bei der Produktinnovation und leisten einen erheblichen Beitrag zum Markterfolg“, sagte der Unternehmensberater.
Daneben dürfe eine Vielzahl weiterer Faktoren nicht vernachlässigt werden. So sei für ein Unternehmen beispielsweise auch eine ausgewogene Altersstruktur der Beschäftigten wichtig. Wenig sinnvoll sei hingegen, ausländische Mitarbeiter nur einzustellen, um die Kommunikation mit dem Ausland zu erleichtern und dadurch die Verkaufschancen erhöhen zu wollen. „Damit reduziert man die Menschen auf ihre regionale Herkunft und verliert die Fülle anderer Fähigkeiten aus dem Blick“, sagte Stuber weiter.
Das gesamte Interview finden Sie hier