Rüstig und gerüstet in die Zukunft – Ein Besuch beim Love Age Kongress
Steigende Lebenserwartung und geringe Geburtenzahlen – nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird sich das Verhältnis der Anzahl älterer Menschen zur Anzahl jüngerer Menschen von heute etwa 1:4 auf fast 1:2 im Jahr 2050 verschieben. Für Unternehmen ist es bereits heute wichtig, in Strategien, Konzepte und Maßnahmen zu investieren, um das Morgen zu sichern. Welche Chancen in der demografischen Entwicklung liegen und wie sich Unternehmen auf die Veränderungen vorbereiten können, waren die zentralen Fragen des Kongresses „Love-Age: Altersrevolution und Unternehmenserfolg“, der am 14. Februar in Frankfurt am Main stattfand. Fachleute aus Wissenschaft und Unternehmen diskutierten Fragen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge, der altersgerechten Personalpolitik und des Wissensmanagements. Veranstaltet wurde der Kongress von der zukunfts institut GmbH und der pme Familienservice GmbH.
Den Einstieg machte der Zukunftsforscher Matthias Horx mit der provokanten These: „Prognosen sind immer falsch!“ In seinem Vortrag widerlegte er gängige Mythen wonach die Alterung der Gesellschaft quasi automatisch zu mehr Altersarmut, einer steigenden Altersdemenz und mehr Siechtum führe. Die Kernbotschaft seines Vortrages – wie auch des gesamten Kongresses – lautete daher: Die Alterung der Gesellschaft bietet viele Chancen, wenn der Prozess bewusst gestaltet wird.
In seinem anschließenden Vortrag betonte der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther, dass das menschliche Gehirn noch bis ins hohe Alter leistungsfähig sei, frei nach dem Motto „use it or lose it“. „Um tatsächlich nachhaltige Veränderungen in den Köpfen von Mitarbeitern in Gang zu setzen, muss ihnen Gelegenheit geboten werden, Erfahrungen zu machen, die ‚unter die Haut gehen’“, so Hüther über die Grundvoraussetzung eines lebenslangen Formprozesses des Gehirns. Auf einer Podiumsdiskussion am Nachmittag wurde heftig die Frage diskutiert, ob Führungsaufgaben in Teilzeit möglich sind. Während die einen vom Konzept überzeugt waren, zweifelten andere an der praktischen Durchführbarkeit und Akzeptanz dieser Führungskräfte im Unternehmen. Die Debatte zeigte einmal mehr den Widerspruch zwischen künftigen Herausforderungen und verstaubter Unternehmenskultur. In den anschließenden Fachforen erhielten die TeilnehmerInnen einen Einblick in das Diversity Management führender Unternehmen.
Viele Beiträge der Konferenz boten interessante Perspektiven und neue Einblicke in die Unternehmenspraxis und die mit dem demografischen Wandel verbundenen Herausforderungen. An manchen Stellen des Tages wären etwas mehr interaktive Elemente für die Teilnehmenden wünschenswert gewesen, die über Computerspiele oder den „AgeExplorer“ – eine Simulation des Altseins – hinaus gehen. Dennoch, mit rund 300 BesucherInnen und vielen konstruktiven Anregungen war es eine durchweg gelungene Veranstaltung.