Überraschende Erkenntnis dank fotografischer Leibesvisitation? Die Bundeskanzlerin ist eine Frau !

Die Paparazzi zoomten ganz nah heran und die Öffentlichkeit schaute noch näher hin, als sich Angela Merkel etwas schicker als sonst machte. Mit einem beherzten Dekolletee stahl die deutsche Regierungschefin bei der Eröffnung der neuen Oper in Oslo den anwesenden Prinzessinnen die Schau. Und was als stilvolles Auftreten einer modebewussten Machtfrau gedacht war, verkam im Handumdrehen zur Staatsaffäre. Wie eine Meute pubertierender Teenager verhielt sich die deutsche Medienlandschaft, als die Fotos der eleganten Dame im feinen Tuch aus Norwegen in Deutschland landeten. „Sie hat uns schon mit manchem Mode-Fauxpas geschockt“ fabulierte die Onlineausgabe des STERN. „Diesmal hatte sie ein Kleid mit tiefem Ausschnitt ausgesucht“, beobachtete die Illustrierte und stellte mäßig süffisant fest: „So tief, dass es beim Aussteigen aus der Limousine fast zum ‚Nippelgate’ gekommen wäre.“ Die Münchner Abendzeitung titelte „Die Kanzlerin als Kurvenstar“, der Kölner Stadtanzeiger kommentierte „Die Kanzlerin war schlecht beraten“. Deutschland, der einstige Exportweltmeister schlechthin, glänzte mit der Akkordproduktion von heißem Dampf. Und sogar politische Weggefährten ließen es sich nicht nehmen, Kicherwitzchen über die barocken Formen der Bundeskanzlerin zu machen: „Wir Bayern lieben ja den Barock“, tönte Ministerpräsident Günter Beckstein. Ob dies der bajuwarisch-rustikale Versuch eines Kompliments war? Die Kanzlerin trug die Aufregung um ihren Ausschnitt zumindest mit Fassung, ließ jedoch sanft eine gewisse Verwunderung verlauten: Dass ihr tief ausgeschnittenes Abendkleid bei der Eröffnung der norwegischen Nationaloper im In- und Ausland für Furore gesorgt habe, „ist der Tatsache geschuldet, dass eine Frau in Deutschland Bundeskanzlerin ist“, sagte sie im ZDF. „Auf jeden Fall wäre bei einem Mann die Diskussion nicht so“, fügte sie hinzu. Was passiert währenddessen in Europa? In Spanien wird eine Hochschwangere als Verteidigungsministerin vereidigt. Und niemand wundert sich. Im französischen Elysée-Palast steht es inzwischen 11 zu 21 für die Frauen. C’est bon. Sogar der designierte italienische Premier Silvio Berlusconi hat – nach ersten disqualifizierenden Äußerungen – angekündigt, mindestens ein Drittel seiner Ministerriege weiblich zu besetzen. Naturalmente. Und was dominiert derweil das politische Tagesgeschäft in Deutschland? Alles andere als überraschende – Einblicke in die Anatomie des Regierungschefs, der – wie endlich auch der letzte Bayer und der hinterste Fischkopf bemerkt hat – eine Frau ist. Arme Bundesrepublik, was hast du nur für Problemchen.