Diversity-Kultur als Wettbewerbsvorteil

Am 9. und 10. Oktober fand die dritte internationale LIPS (Luzerner Initiative für Frieden und Sicherheit) Konferenz in Luzern statt. Thema war insbesondere die Vielfalt in der Gesellschaft und deren Integration. Die Konferenztage teilten sich thematisch auf. Während am ersten Tag die Integration im Vordergrund stand, widmete sich der zweite Tag dem Thema Diversity. Namhafte Redner wie Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf sowie zahlreiche Workshops und Podiumsdiskussionen brachten interessante Impulse hervor.
Für die Integration gelte das Thema „fördern und fordern“, so die Resonanz der TeilnehmerInnen. In ihrer Eröffnungsrede betonte Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, dass Integration nicht nur Migrationspolitik, sondern auch Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik bedeute. Beachtliche Defizite gebe es aktuell in den Bereichen Sprache, Bildung und Arbeit. Dabei käme es insbesondere darauf an, bereits vorhandene Regelstrukturen auf Migration auszurichten. Dabei sollen MigrantInnen nicht nur als Zielgruppe, sondern als Akteure wahrgenommen werden. Hierzu passt der zweite Schwerpunkt der Konferenz: „Diversity“.
So stellte Rudolf Horber vom Schweizerischen Gewerbeverband fest, dass eine gute Integration auch im Sinne des Arbeitgebers ist, zumal es Branchen in der Schweiz gibt, die bis zu 30% Ausländeranteil aufweisen. Diversity bildet gerade für KMU eine optimale Chance, Leistungsstarke und Leistungsschwache gleichermaßen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, was auf Dauer kostengünstiger sei als durch Ausgrenzung Sozialfälle herbeizuführen. Diese Feststellung wurde am zweiten Tag der Konferenz durch verschiedene Workshops und Diskussionen ausgebaut. Bisher ist der Ansatz als betriebswirtschaftliches Führungsinstrument in der Schweiz wenig verbreitet.
Katharina Amacker, Diversity-Beauftragte bei Novartis, zeigte auf, wie die Diversity Arbeit im weltweit agierenden Unternehmen Novartis funktioniert. Die Achtung und Schätzung sei bei einem Unternehmen, bei dem Menschen aus 90 Nationen zusammenarbeiten, wesentlich. Interne Maßnahmen wie die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Netzwerke für Frauen, Schwule und Lesben, sowie betriebseigene Betreuungsplätze für Kleinkinder werden begleitet durch die Beratung von 12 externen Diversity-Beratern aus der ganzen Welt. Novartis habe damit schon einen entscheidenden Schritt getan, sei aber noch lange nicht am Ziel.
In verschiedenen Workshops wurden unterschiedliche Aspekte der Thematik aufgriffen und aufgearbeitet.
Das Podium „Diversity-Kultur als Wettbewerbsvorteil“ beendete die Konferenz mit lebhaften Beiträgen von Joachim Schoss, Unternehmer und Präsident der Stiftung MyHandicap, Pancho Francis Frey, Swiss Tennis, und Günter Pfeiffer, CPO Swisscom. Diversity-Experte und Unternehmensberater Michael Stuber moderierte das Podium. Alle waren sich einig, dass eine Öffnung der Unternehmenskultur positive Auswirkungen habe, denn dies könne die Wettbewerbsfähigkeit in verschiedener Hinsicht erhöhen. Der Nutzen resultiert, so Stuber, aus der Aktivierung vorhandener und zusätzlicher Potenziale innerhalb und außerhalb von Organisationen. Eine heterogen zusammengesetzte Belegschaft kann einen Wettbewerbsvorteil erwirken, da unterschiedliche Stärken, Perspektiven und Herangehensweisen berücksichtigt und kombiniert werden und dadurch die Effizienz, Innovationsfähigkeit und Marktorientierung der Organisation gesteigert wird. Als entscheidend habe sich dabei Folgendes herausgestellt: Erst wenn die Potenziale aller Beschäftigten bewusst erkannt und durch Einbeziehung gezielt genutzt werden, entstehen Wettbewerbsvorteile systematisch. Fehlt der Ansatz des Diversity-Managements, so ist zu beobachten, dass es nicht zu entsprechenden Synergien, sondern zu Insellösungen kommt. Als Potenzial-Prinzip aktiviert Diversity Ressourcen im Rahmen eines strategischen Organisations-Entwicklungsansatzes. Mitarbeiter und insbesondere Führungskräfte können im Rahmen der Einführung einer Diversity-Kultur durch Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für die vorhandene Vielfalt im Betrieb sensibilisiert werden. Nur mitarbeiterorientierte Unternehmen sind langfristig erfolgreich. Dazu seien besonders die Schaffung von Teamgeist, das Erleben von Zugehörigkeit, Wertschätzung und gezeigtes Interesse an der Person notwendig.