Die WM und die Deutschen – Das Harlekin Prinzip

Die WM hat Leben in das Land gebracht. Farben, Fahnen und viel Freude. Menschen verschiedener Nationalitäten ziehen singend und fahnenschwenkend durch die Straßen, mal mehr mal weniger betrunken. Sie fühlen sich sichtlich wohl hier bei uns, das ist schön. Sie sind eben zu Gast bei Freunden. Meiner Meinung nach ist die WM das beste, was den Deutschen passieren konnte, in jeder Hinsicht. Ich freue mich, dass sie hier bei uns stattfindet. Und endlich können wir fast ohne negativen Beigeschmack mal wieder „wir“ sagen. Die Deutschen dürfen wieder Flagge zeigen. Schwarz, Rot, Gold ist salonfähig geworden! Je größer, desto besser! Hier gilt die Devise „Masse statt Klasse“! Im psychologischen Jargon wird dies Überkompensation genannt – wenn es hilft, das angekratzte Nationalbewusstsein der Deutschen wieder auf Vordermann zu bringen, warum nicht? Zu wünschen wäre es ja. Denn trotz der deutschen Geschichte, die es natürlich für immer kritisch zu reflektieren gilt, brauchen auch die Deutschen ein positives Nationalbewusstsein. Jetzt bekommen sie es frei Haus. Quer durch alle Schichten, Geschlechter und Nationalitäten halten wir zu Deutschland. Frauen feuern verkleidet ihre Männer an, Männer sowieso und was selbst mich verwundert: der Türke von nebenan zeigt Flagge. Ein gutes Zeichen. Ich finde es befreiend, dass es gerade der Fußball ist, der die Menschen verbindet. Nicht nur Dia-loge, wie es uns Intellektuelle, aber auch Politiker immer wieder prophezeien. Nein, es ist schlicht und ergreifend der Fußball. Schön, wenn es auch mal so einfach gehen darf. Ich freue mich für Deutschland. Doch mein Herz gehört den Portugiesen, Italienern, Brasilianern, vielleicht sogar ein wenig den Franzosen. Für Ballack, Kahn und Co. wird es wohl niemals schlagen.
Lale Otyakmaz, Mitarbeiterin bei Ungleich Besser Diversity Consulting